Grundaussagen

Inklusion bedeutet für uns Respekt und Anerkennung unserer Bedürfnisse. Dazu gehört die eigene Persönlichkeit, Sprache, Kultur und Gemeinschaft. Wenn wir uns immer nur an die hörende Gesellschaft anpassen müssen, haben wir immer noch Schwierigkeiten und stehen allein in der Gesellschaft. Selbstbewusste Hörgeschädigte können ihre Wünsche besser vertreten.

Hörgeschädigte Menschen sind verschieden. Deshalb brauchen sie auch unterschiedliche Arten von Unterricht und verschiedene Arten von Schulen. Hörgeschädigte Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wenn alle hörgeschädigten Kinder auf die Regelschule gehen, bedeutet das nicht automatisch Inklusion. Manchmal ist es so, dass diese Kinder in der Regelschule einsam sind. Das ist dann keine Inklusion.

Hörgeschädigte kommunizieren unterschiedlich. Einige gebärden, einige sprechen, andere mischen Gebärdensprache und gesprochene Sprache.

In der Schule sollen hörgeschädigte Kinder gebärden, sprechen und schreiben lernen. Die Lehrer sollen sie unterstützen, damit die hörgeschädigten Jugendlichen sich selbst entscheiden können, ob sie besser mit Gebärdensprache, mit Sprechen oder mit Schreiben lernen können.

Die hörenden Menschen sollen die Entscheidung der hörgeschädigten Menschen akzeptieren und unterstützen. Die Schulen für Hörgeschädigte sollen sich öffnen und die Schüler auf das spätere Leben in der (hörenden) Gesellschaft vorbereiten. Die Schulen für Hörgeschädigte sollen nicht nur eine letzte Möglichkeit sein, wenn es mit der Ausbildung an der Regelschule nicht geklappt hat. Die Schulen für Hörgeschädigte sollen für alle Kinder gute Bildung vermitteln, die besser zusammen mit anderen hörgeschädigten Kindern lernen können.

Inklusion braucht Zeit, es geht nicht schnell. Auch Hörgeschädigte müssen sich auf Inklusion vorbereiten. Hörgeschädigte müssen soziale Kompetenz lernen (= wie wir mit anderen Menschen umgehen). Viele Hörgeschädigte sehen sich selbst mit ihrer Behinderung nur negativ, sie schauen nur, was sie nicht können. Wir müssen Ressourcenorientierung lernen (= stärker beachten, was wir gut können). Wir müssen auch Empowerment aufbauen (= Selbstbewusstsein und Stärke). Lehrer und Eltern sollen die hörgeschädigten Kinder dabei unterstützen.

Wir Hörgeschädigten brauchen auch unsere eigenen Treffen und unsere Kultur. Die Hörenden vergessen oft unsere Bedürfnisse und wir erleben oft Diskriminierung (= schlechte Behandlung). Wir wissen, dass sie dies meist nicht mit Absicht tun. Hörende und Hörgeschädigte versuchen gemeinsam Diskriminierung abzubauen.

Paul Heeg 2010-11-15