Nachschulische Bildung

Nach der Schule brauchen wir eine gute Ausbildung in einem Beruf mit Zukunft. Auch im Beruf müssen wir immer weiter lernen, damit wir Veränderungen in der Arbeit verstehen und der Arbeitsplatz sicher bleibt. In vielen Berufen müssen Hörgeschädigte mit Kunden sprechen, E-Mails schreiben oder telefonieren. Technische Geräte und Dolmetscher können helfen. Wir benötigen besonderen Unterricht, damit wir die Möglichkeiten nutzen können.

Es gibt immer mehr Technik zum Lernen z.B. Video und Computer. Das ist eine Chance für uns. Aber wir verstehen die Texte manchmal nicht, weil wir wegen der Hörbehinderung nicht alle Wörter kennen und komplizierte Sätze nicht verstehen. Wir brauchen Texte in einfacher Sprache, Bilder und Gebärdensprachvideos.

Wir möchten frei wählen, welchen Beruf wir lernen möchten und wo wir die Ausbildung machen, z.B. an einer Schule, Universität, in einem Betrieb oder in einem Berufsbildungswerk.

Zur Zeit sind die Gesetze so, dass eine erste Ausbildung bezahlt wird. Eine zweite Ausbildung wird nicht bezahlt. Viele Hörende haben zuerst einen Berufsabschuss gemacht und danach studiert, aber wir Hörgeschädigte bekommen oft kein Geld für Mitschreibkräfte und Dolmetscher. Im Studium gibt es seit einigen Jahren einen ersten Abschluss Bachelor (BA), viele möchten aber weiter lernen und Master (MA) oder Doktor (Dr.) werden. Beim Berufskolleg für Hörgeschädigte in Essen kann man mit dem Abitur einen ersten Berufsabschluss machen. Wer das macht, bekommt vielleicht keine Hilfen im Studium. Die Berufe Erzieher, Heilerzieher und Heilpädagoge kann man meist nur lernen, wenn man schon einen anderen Beruf hat. Diese Gesetze sollen geändert werden.

Im Beruf muss jeder Mitarbeiter weiter lernen, damit er die Veränderungen bei der Arbeit kennt. Sonst verliert er seinen Arbeitsplatz. Hörgeschädigte brauchen besondere Seminare mit erfahrenen Lehrern, Hörtechnik und Gebärdensprache. Solche Seminare nur für Hörgeschädigte sind wichtig. Wir müssen auch in dem Betrieb mit den hörenden Kollegen zusammen lernen. In diesen Seminaren wird erklärt, wie in dem Betrieb gearbeitet werden soll. Hier benötigen wir Dolmetscher, Hörtechnik oder Mitschreibkräfte.

Der Mensch lernt sein ganzes Leben lang, ohne Lernen ist der Mensch von der Gesellschaft ausgeschlossen.
Inklusive Bildung bedeutet für Hörgeschädigte kommunikative Barrierefreiheit. Wir möchten alles verstehen können. Dann ist für Hörgeschädigte Inklusion Wirklichkeit.

Paul Heeg 2010-11-15